Liebe Pfarrfamilie, verehrte Leserinnen und Leser,
am 1. März 1838 wurde im Palast des päpstlichen Gouverneurs ein Bub geboren. Seine Eltern waren Sante Possenti aus Terni, Stadtoberhaupt des damals zum Kirchenstaat gehörigen Assisi, und seine Frau Agnese, die aus Civitanova/Marche stammte. Es war ihr elftes Kind. Am Abend desselben Tages wurde das Kind im nahegelegenen Dom S. Rufino in dem gleichen Taufbecken getauft, in dem Jahrhunderte vorher der große Franziskus die Taufe empfangen hatte. Von ihm erhielt das Kind auch seinen Namen: Francesco.
Es hatte ein Leben begonnen, das der Kirche bis zum heutigen Tag Vorbild und echte Heiligkeit schenken soll.
Francesco achtete Zeit seiner Jugend auf modische und elegante Kleidung, lobte die Jagd und besuchte gerne Theateraufführungen. Er war geboren für die Freundschaft und die Seele der Jugend Spoletos, wohin sich die Familie Possenti begeben hatte. Wohin er kam, säte er Freude aus.
Nach einer Begegnung mit dem Gnadenbild der Gottesmutter bei einer Prozession in Spoleto begann sich in Francesco der geistliche Beruf abzuzeichnen.
Bereits am 21. September 1858 wurde er mit dem Gewand der Passionisten bekleidet und erhielt den Ordensnamen Gabriel von der schmerzhaften Muttergottes.
Das Bewegendste, das man über ihn aus den Briefen an seinen Vater finden kann, lautet: Mein Leben ist eine einzige Freude. Die Zufriedenheit, die ich verspüre, ist einfach unaussprechlich. Ich würde nicht einmal eine Viertelstunde dieses Lebens eintauschen.
Er begann nach dem Noviziat in einer politisch unruhigen Zeit mit dem Studium der Philosophie. Er erkrankte jedoch bald an einer gefährlichen Halsentzündung mit Bronchitis, von deren Folgen er sich nie mehr erholen sollte. Es kam zum ersten Mal der Verdacht auf Tuberkulose auf. Die letzten zweieinhalb Jahre verbrachte Gabriel im Kloster Isola am Gran Sasse und verstarb dort am 27. Februar 1862. Am 31. Mai 1908 wurde er selig gesprochen und am 13. Mai 1920 von Benedikt XV. „zur Ehre der Altäre“ erhoben. Diese kurzen Skizzen aus seinem Leben habe ich größtenteils dem Buch von P. Gregor Lenzen „Mein Leben ist eine einzige Freude“ entnommen. Das Geheimnis seiner Heiligkeit bestand darin, den Alltag außerordentlich gelebt zu haben, als wahrer Liebender Gottes, des Kreuzes und der Schmerzhaften Jungfrau. „Er hat mit dem Herzen gearbeitet“. Das bezeugte sein Seelenführer P. Norbert.
Das ist für mich eine Weisung. Mit dem Herzen zu arbeiten kann nichts anderes bedeuten als mit meinem liebenden Gott zusammen zu denken und zu handeln. Es ist ein Taufgeschenk, das der Herr jedem Christen macht.
Für die kommende Fastenzeit wünsche ich Ihnen diese vermehrte und erlösende Arbeit mit Ihrem Herzen!
Es grüßt und segnet Sie